Falsche Ahnen II
"Beatrix"
2007
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Privatbesitz
Werkverz. AH026
"Carl"
2006
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Privatbesitz
Werkverz. AH029
"Carola"
2007
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Sammlung Pranter
Werkverz. AH030
"Christoph"
2007
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Sammlung Prantner
Werkverz. AH031
Er war ein sehr ernstes Kind und lächelte selten. Und weil er so selten etwas zu lächeln fand, meinten seine liebevollen Eltern er solle doch etwas Heiteres zu seinem Beruf machen. Das fand tatsächlich seinen Beifall und er begann den Witz zu studieren. Er sammelte Witze aus aller Herren Länder, gab Antologien heraus und wurde ein weltbekannter Fachmann, der zu zahlreichen Kongressen geladen wurde und dessen Meinung gefragt war. Aber er selbst konnte seine gesammelten Witze nicht lustig finden und er lächelte selten - bis er eines Tages im Fernsehen eine Tiroler Fremdenverkehrsfachfrau und einen Tiroler Fremdenverkehrsfachmann sah, die berichteten, dass in Tiroler Hotels jeweils nicht mehr als 10 Prozent Russische Gäste zur gleichen Zeit erlaubt seien - da musste Christoph v. T. so schrecklich lachen, dass er Schluckauf bekam. Und seitdem wurde er immer wieder beobachtet, wie er glücklich lächelnd in der Zeitung nach Nachrichten aus Österreich fahndete.
"Desdemona"
2006
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Sammlung Prantner
Werkverz. AH032
Die Tierliebe war Desdemona von Tessingen ein großes Anliegen. Stets trug sie einen hübschen Silberfuchs um ihre Schultern. Das Köpfchen, die Pfötchen des netten Tierchens waren ganz lebensecht ausgestopft, während der Körper und der Schwanz einen kuscheligen Schal bildeten. Das rosige Mäulchen des kleinen Lieblings konnte man mit einem zierlichen Verschluß am Schwanz festhaken, welche sinnvolle Konstruktion es ermöglichte, auch bei starkem Sturm und eisigem Wetter einen warmen Hals zu behalten. Wenn es gerade nicht zu kalt war, trug sie kurze gerade Kleider mit Fransen am Saum, die beim Charlston Tanzen ganz bezaubernd die Bewegungen nachzeichneten. Auch Shimmy und Tango war sehr beliebt. Sie wohnte in einem Haus, das in einem Stil erbaut war, der die ganze Welt begeisterte. In Miami Beach, in Napier. Die Frozen City in Asmara, hoch in den Bergen Nordafrikas. Aber es gab auch Börsenkrach, Rezession und Arbeitslosigkeit, Heimwehr und Schutzbund. Glaube, Liebe, Hoffnung gingen nicht nur auf der Bühne unter. Tante Desdemona aber rettete ihren Silberfuchs und trug das gute Stück nun zu Glocken- und Tellerröcken, Etuikleidern und Kostümchen. Die elegante Dame trug Caprihosen und bauchfreie(!) ärmellose Blusen, im Wohnzimmer stand der Nierentisch und von den Wänden strahlten Tütenlampen. Die nicht so elegante, jüngere Dame tanzte mit tollem Hüftschwung, der Petticoat wirbelte, Bill Haley sang "rock around the clock" und Tante Desdemona sagte: "In unserer Jugend hätte es so etwas NIE gegeben." Damit hatte sie absolut Recht.
"Diego"
2007
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Sammlung Prantner
Werkverz. AH033
"Egon"
2007
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Sammlung Prantner
Werkverz. AH035
"Ehepaar Hofrat Dr. August v. T."
2006
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Sammlung Prantner
Werkverz. AH036
August von Tessingen war ein anerkannter Experte für windschiefe Verbauungen natürlicher Wasserverläufe, und in dieser Eigenschaft weit über die Grenzen Niederösterreichs bekannt. Ja, sogar in Kärnten wurde einmal sein Rat erbeten, Die Sache endete aber unangenehm - die näheren Gründe sind nicht bekannt. Die Familie derer von Mank züchtete die weltberühmten Tibetanischen Bergdackel, derer zwei, Mars und Venus, unbedingt auch auf dem Doppelporträt zu sehen sein sollten, das Dr. v. Tessingen bei Ziza in Auftrag gab (wobei gerade wegen der Hunde eine möglichst natürliche Umgebung gewählt werden sollte), sodaß man durchaus von einem Vierfachporträt sprechen kann. Zunächst wurde das Gemälde heftig abgelehnt, - die Gestaltung des Doppelporträts von Mars und Venus erregte äußerstes Befremden. Auch die Erklärung, dass es sich um eine Hommage an Giacomo Balla handle, konnte zunächst nicht überzeugen. Doch auf einer Dienstreise nach Mailand konnte Dr.v.T. feststellen, dass es sich bei Giacomo Balla um einen durchaus anerkannten Maler handle, - dessen Marktwert überzeugte schließlich. Das Porträt hing fortan an einem Ehrenplatz gleich rechts neben der Haustür, sodaß es jedem Gast, der das Haus verließ praktisch ins Auge fallen musste. Der Künstler wurde danach auch gerne zum Nachmittagstee in das Haus Tessingen gebeten und nebst trockener Biskuits bei den interessierten Gästen herumgereicht. So gab es ein glückliches Ende der Geschichte.
"Elisa"
2007
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Sammlung Prantner
Werkverz. AH038
Elisa von Tessingen liebte Pferde. Im Kindergarten verfertigte sie kunstvolle Gemälde von grazilen, langfüßigen Gäulen, die sie allesamt Lilli nannte. Später wurde ihr Interesse an den schönen Tieren wissenschaftlicher, vor allem versuchte sie, nachdem sie kein eigenes Pferd haben konnte, dem Pferd in der deutschen Sprache nachzuspüren und wurde da fündig. Zum Beispiel konnten sie keine 10 Pferde davon abbringen, bei Regen immer wieder voll Begeisterung in Pfützen zu springen. Beim Seilhüpfen war sie ihren Freundinnen um Pferdelängen voraus, und wenn sie sich aufs hohe Ross setzte und auf Prinzessin machte, schäumte ihr Bruder, Aber meistens war sie ihm eine treue Freundin, mit der er Pferde stehlen konnte. Manchmal musste man ihr zureden wie einem kranken Pferd, damit sie ihre Zunge besser im Zaum halte . Elisa v. T. hatte ein heftiges Temperament, das zu zügeln ihr manchmal schwer fiel. Aber ungezügelt genoß sie ihr Leben, wenn ihr dieses auch mitunter eine Rosskur bescherte. Stets war sie darauf bedacht die Zügel fest in der Hand zu halten, sie keinesfalls schleifen zu lassen. Den täglichen Trott verabscheute sie, mit Traben und Galopp wusste sie mehr anzufangen, wobei sie sich naturgemäß auch manchmal vergaloppierte. Und dass man einem geschenkten Gaul sehr wohl ins Maul schauen muß, lernte sie, als sie die rosarote Schultasche 5 Tage in der Woche in die Schule schleppte. Später kaufte sie einen 2CV und von nun an hatte sie zwei Pferde.
"Elisabeth"
2006
Acryl auf Platte, 33 x 23 cm
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Sammlung Prantner
Werkverz. AH039
Es muß zugegeben werden, dass die Zugehörigkeit Elisabeths zum Hause Tessingen nur in äußerst differenzierter Weise nachzuvollziehen ist. Umso mehr als sie später ihren Familiennamen zur Gänze unter den Tisch fallen ließ, um es umgangssprachlich auszudrücken. Man kann auch derzeit nicht in den Archiven der Österreichischen Ahndlgalerie forschen ohne Gefahr zu laufen, ernsthafte bilaterale Verstimmung zu provozieren. - Stichwort Falkland - Allgemein bekannt dürfte aber inzwischen sein, dass Elisabeth im Alter von 11 Jahren bei ihren Verwandten in Tessingen zu Besuch weilte, und daselbst leider einen äußerst unvorteilhaften Eindruck hinterließ.
Nicht nur dass sie beim ersten gemeinsamen Mahl - es handelte sich um das Frühstück - in, gelinde gesagt befremdlicher Weise, das servierte weiche Ei einfach mit dem Messer köpfte - was selbstverständlicherweise kein zweites Mal vorgekommen ist - dafür sorgten schon Tante Mariechen und Tante Desdemona - und es drang darüber auch nichts an die Öffentlichkeit, darüber hinaus waren Elisabeths selbstgehäkelten Topflappen - pardon par expression - derart schmuddelig, dass man sie wirklich nur der allerärmsten Verwandtschaft als Weinachtspräsent überreichen konnte.
Nun ja, meinte Tante Desdemona cherchez la maman. Aber auch über Elisabeths Vater hörte man so Manches.- so soll er zu seinen Gemahlinnen, er hatte mehrere, manchmal ausgesprochen unfreundlich gewesen sein. Da darf man sich über eben diesen Zug an Elisabeth nicht wundern.
Ein Jahr nach Elisabeths Abreise erhielt die Familie vorliegendes Porträt. Tante Mariechen meinte, das Mädchen habe sich kolossal embelliert, Tante Desdemona hingegen vermutete einen Zusammenhang zwischen überhöhten Künstlerhonorar FÜR das Porträt und der Schönheit AUF dem Porträt , sie neigte zu Melancholie. - Der Künstler ZIZA war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Zurschaustellung des kostbaren Schmucks wurde aber als vulgär empfunden, und die Zukunft bestätigte so Manches, was Tante Mariechen und Tante Desdemona schon immer gesagt hatten.
Na ja.